Auf Initiative von Agathe und Hans Schleich aus Schongau trafen sich am 3. April 1921 in Seestall zwölf Personen. Aus „Liebe zur Tracht“ gründeten diese dann den „Gebirgstrachtenerhaltungsverein D’Lechtaler“.

Als Ziele setzten sie sich die „Förderung der Heimatliebe, Erhaltung alter Sitte, Gebräuche, Pflege des Volksgesanges und die kameradschaftliche Unterhaltung“.

Wendelin Morgenländer, Seestalls erster Vorstand, war als Melkschweizer viel umhergekommen und steuerte zweifellos dann die Anregungen bei, wie denn die von allen aktiven Mitgliedern zu tragende Tracht auszusehen habe. Man einigte sich auf eine Lechtaler Tracht, bestehend aus „moosgrünem Hut, silbergrauer Joppe mit großen Knöpfen, rötlichem Tücherl, grüner Tuchweste, kurzer Lederhose, Trachtenhemd mit Kragen und weißgrünen Strümpfen“.

Und wer sich diese kostspielige Kleidung nicht leisten konnte, sollte zumindest „mit einem grünen Hut, blauem Kittel, Gurt, englischen Hosen und einheitlichen Strümpfen“ am Vereinsleben teilhaben. Offensichtlich boten die Seestaller ein durchaus ansehnliches Bild, denn 1930 wurde man bei einer Trachtenschau in München mit einem Preis belohnt.

Schon zwei Jahre nach der Gründung schritt man zur Weihe der Vereinsfahne. Unterbrochen wurde das rege Vereinsgeschehen durch den Zweiten Weltkrieg, in dem „behördlich jede Lustbarkeit verboten war“. In der von Siegfried Weininger verfassten Chronik wird dann vom regen Neubeginn nach 1946 berichtet, der 1952 ausgerechnet während der Vorbereitungen zum 30. Gründungsjubiläum einen herben Rückschlag erlebte. Bei einer Fahrt nach Memmingen, wo man wegen des Festzeltes verhandeln wollte, erlitten drei Vorstandsmitglieder einen schweren Verkehrsunfall, bei dem Xaver Freidhofer ums Leben kam.

Die Wiederbelebung des Vereins war dann vor allem dem heutigen Ehrenvorsitzenden Peter Rambach zu verdanken, der 1964 das Amt an der Spitze übernahm, 1967 das Lechgautrachtenfest nach Seestall holte und nach seinem Rücktritt noch als Jugendleiter und Vorplattler wirkte.

Ab 1976 lenkte Günther Kraus die Geschicke des Vereins, 1997 trat dann Peter Rambach junior in die Fußstapfen seines Vaters. Im Jahr 2002 wurde unter seiner Leitung nicht nur das 80-jährige Jubiläum gefeiert, sondern auch erneut das Lechgautrachtenfest ausgerichtet. Dabei zogen 3500 Trachtler aus 50 Vereinen durch den Lechort.

Stolz ist man im Seestaller Verein heute, dass trotz des gesellschaftlichen Wandels die Jugendarbeit weiterhin gut funktioniert. Etwa 25 Kinder treffen sich jede Woche im Trachtenraum. Bei den Erwachsenen sind es 14 Paare, die das bayerische Brauchtum bei Veranstaltungen nach außen tragen.

Der Verein beteiligt sich rege am örtlichen Gemeinschaftsleben und an den Gauveranstaltungen, selbst führt man im Frühjahr nun schon seit 39 Jahren eine „Aktion saubere Landschaft“ durch und lädt die Kinder zu einem Faschingstreiben ein. Zum festen Jahresablauf gehört auch die Waldweihnacht, an der traditionell „das halbe Dorf“ teilnimmt.

Auch heute noch seien die Pflege von Brauchtum, Mundart und Kameradschaft die zentralen Säulen im Verein.

 

(Quelle: Andreas Hoehne Landsberger-Tagblatt)